Schwertkampf in Detmold: Ein Erfahrungsbericht

Am Samstag, dem 25. Juni 2016, fand der Erste Detmolder Haidong-Gumdo-Tag statt und ich, als Frischling, hatte nicht einmal einen schicken Anzug.

Die Ankündigung klang vielversprechend, glaube ich jedenfalls, denn sie quoll über vor koreanischen Fachbegriffen. Dabei war ich schon froh, überhaupt Haidong Gumdo (HÄdong GUMMdo), also den Namen des koreanischen Schwertkampfs, aussprechen zu können. In dem halben Jahr, das ich nun dabei bin, waren Vokabeln nicht meine Stärke gewesen.

 

Der Tag begann mit einer Überraschung, denn in der Halle waren Fasstrommeln aufgebaut, japanische Taikos. Yondaiko, die Taiko-Trommlerinnen und -Trommler unseres Nachbarvereins Taekyon Diestelbruch, erwiesen uns die Ehre eines Überraschungsbesuchs. Mit einer eindrucksvollen Darbietung hießen sie uns willkommen und leiteten den Lehrgangstag ein.

Trommeln zum Empfang

Das war ein gebührender Empfang für unsere beiden Lehrgangsleiter Klaus Reichelt (Bonn) und Michael Herrmann (Aachen). Die beiden hatten den weiten Weg ins Lippische auf sich genommen, um einem knappen Dutzend von uns – die meisten Einsteiger und noch ganz „ohne Gürtel“ – die nächsten Tricks und Kniffe im Umgang mit dem mokgum, dem Holzschwert, nahezubringen. Nach diesem Betreuungsverhältnis leckt man sich (nicht nur als Anfänger) wahrlich die Finger.

Der Tag teilte sich in vier Einheiten. Statt strenger koreanischer Disziplin gab es eine entspannte Kennenlernrunde im Kreis, etwas Aufwärmtraining und dann folgte als Einstieg die Grundschule, also eine lockere Form von Grundstellungen, Schritten und Schnitten.

 

 

Hier zeigte sich direkt, wie nützlich es ist, gleich zwei Kursleiter zu haben. Während Michael die technischen Details erläuterte, wechselte Klaus derweil von einem zur anderen und nahm individuelle Korrekturen vor.

 

 

Im zweiten Teil des Vormittags widmeten wir uns dem gumbop oder Formenlauf, also der Choreografie eines Schwertkampfs gegen mehrere Gegner. Hier teilte sich die Gruppe zeitweilig auf. Hatten wir als Neulinge es im letzten halben Jahr geschafft, die ersten drei Formen zumindest von der Reihenfolge zu lernen, konnten unsere Fortgeschrittenen sich der Verbesserung der Formen jenseits unseres wöchentlichen Trainings widmen und mit der achten auch noch ihr Repertoire erweitern.

Für uns Anfänger hieß das: Sangso Gumbop Sabon (Form Nummer vier), und alle im Chor: Sabon. Dabei passierte natürlich das Unvermeidliche beim Lernen neuer Formen: Kaum meint man, man hat alles begriffen, dreht man sich einfach um 90 Grad, beginnt in eine andere Richtung – und alles ist weg.

 

 

Wir merkten kaum, wie die Zeit verging, und plötzlich war es Mittag. Stilecht gab es koreanische Nudelsuppe, stilecht gab es auch Stäbchen statt Löffel, aber wir haben uns dadurch nicht abschrecken lassen (und niemand musste hungern). Da für die Mittagspause etwas mehr Zeit eingeplant war, begann spätestens jetzt das Fachsimpeln über Korea, Sprache und – natürlich – Schwerter. Der ein oder andere nutzte die Pause auch direkt, um einmal mit einem „echten“, oder besser: echt aussehenden, Schwert zu üben.

 

 

Der Nachmittag begann mit Teil drei: den Partnerübungen, oder kyokgum. Dabei handelt es sich aber nicht etwa um freies Sparring, sondern um festgelegte Abfolgen von Angriffs- und Abwehrtechniken. Hier übten wir wieder alle gemeinsam und Klaus erläuterte nicht nur ausführlich und humoristisch, wie und warum man diese oder jene Technik machte, sondern brachte uns auch noch flugs drei neue Partnerformen bei.

 

 

Derweil genoss Ulrich ein Einzeltraining bei Michael, vielleicht als Ausgleich dafür, sich ums Essen gekümmert zu haben, statt zu üben?

 

 

Als die Schwielen an den Händen langsam nach einer Pause riefen, gab es Kaffee, Tee und Kuchen, bevor es ins Finale ging: Den Schnitt-Test mit dem scharfen Schwert.

 

 

Ein scharfes Schwert

Nun meinte ich ja als Anfänger, ein wenig Stroh kann man schon durchhauen. Viel gefährlicher fand ich es, überhaupt mit einer scharfen Waffe herumzufuchteln. Als Michael, Klaus und Ulrich also nasse Strohmatten zu festen Bündeln banden und aufrecht auf einem Ständer platzierten, machte ich mir Gedanken, wo wohl der Erste-Hilfe-Kasten zu finden sei und wie man amputierte Gliedmaßen korrekt aufbewahrte.

 

 

Doch auch ein Holzschwert behandelt man wie eine scharfe Waffe, sodass wir deutlich besser vorbereitet waren, als ich dachte. Trotzdem schoss der Respekt vor dem scharfen Ding noch einmal deutlich in die Höhe, als es schließlich darum ging, das widerspenstige Bündel mit nur einem Streich zu durchtrennen. Nein, nicht von links nach rechts, sondern von oben nach unten, leicht schräg. Und bitte mit Tempo, und das Schwert durchziehen. Nein, noch weiter. Was, bis nach hinten, da steht aber mein Fuß?

 

 

Aber wir haben ja den ganzen Tag nichts anderes getan, als an unserer Schwerttechnik zu arbeiten, das zahlte sich jetzt aus: Ohne Ausnahme gelang es uns allen, die festen Matten in Einzelteile zu zerlegen, und das ganz ohne Blut. Unsere einzige Sorge war das Stroh, das wir in der Halle und auf unserer Fotografin Julia verteilten, die für einen guten Winkel alles riskierte.

 

 

Nach diesem Erfolgserlebnis war auch die Grenze unserer Aufnahmefähigkeit erreicht und so war es genau der richtige Zeitpunkt, um den Lehrgangstag zu beschließen.

Was bleibt?

 

 

Wir haben viel gelacht! Klaus und Michael, als scheinbar so unterschiedliches „Meisterpaar“, haben uns als eingespieltes Team sowohl Technik als auch Geist des Schwertkampfs nahegebracht und viele Impulse für das weitere Üben mitgegeben. Mit Ernsthaftigkeit und Humor gleichermaßen haben sie zudem für reichlich Motivation gesorgt.

Damit ging ein herausragender Lehrgang zu Ende, der uns alle begeistert hat. Vielen Dank dafür und auf ein baldiges Wiedersehen!

Und dass ich keinen Anzug hatte, war dann auch gar nicht mehr schlimm.